Ein Beitrag von Dr. Karl-Heinz Hanke
Vor einiger Zeit fuhr ein Auto mit dem Aufkleber „Rettet den Wald, esst mehr Spechte“ vor mir her. Wenn dies das größte Problem unserer Wälder wäre, dann wäre es gut. Die Realität sieht aber etwas anders aus. Der überwiegende Teil der deutschen Wälder besteht aus Fichten- oder Kiefermonokulturen mit all den Nachteilen, die Monokulturen so mit sich bringen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Forstbetriebe für ihr Produkt nur geringe Erlöse erzielen. Holz ist eben zunächst ein Allerweltsprodukt.
Dabei hat Holz fantastische Eigenschaften, die mit einiger Kreativität und technischem Wissen ans Licht gebracht werden können.
Was mit Holz alles so möglich ist
In Deutschland kennt man das Einfamilienhaus aus Holz, in Norwegen steht der MjØsa-Turm als Büro- und Wohngebäude mit einer Höhe von 85,35 m in Brumundaal. In Österreich ist das Hoho mit 84 m in die Höhe gewachsen, in Planung sind der River Beech Tower in Chicago mit 228 m, der Oakwood Tower mit 300 m in London sowie der W 50 in Tokio mit 350 m.
In Deutschland hält man sich noch dezent zurück, in Pforzheim soll Carl entstehen mit 45 m Höhe und in Hamburg die Wildspitze mit 74 m. Im Hoho wurden ca. 4.350 m³ Holz verbaut, eine Menge, die in Österreich in 1:17 h nachwächst.
Die Eigenschaften von Holz
Doch woher kommt diese Entwicklung, kann Holz diese statischen Lasten halten oder was ist mit Brandschutz? Nun der Reihe nach:
Statik: Holz direkt und unbehandelt aus dem Wald würde solche Konstruktionen nicht hergeben. Das Holz wird getrocknet, zu Brettern verarbeitet und diese Bretter werden lagenweise miteinander verklebt. Die einzelnen Lagen werden hierbei jeweils um 90 ° gedreht. Das Verkleben von drei, fünf oder sieben Lagen erfolgt unter hohem Druck. Das so entstandene Produkt nennt sich Brettsperrholz (BSP) und wird in maßgeschneiderter Größe als Träger oder Tafel zur Baustelle gebracht. Durch diesen Prozess hat das Holz eine Festigkeit fast wie Beton.

Brandschutz: An das Holz werden die gleichen Anforderungen gestellt wie an die sonstigen Materialien im Bau. Hierzu schreibt die Europäische Norm EN 1363-1 eine Feuerwiderstandsprüfung vor. Das Material kommt hierbei in eine Art Backofen bei 1.000°. Ab 300 ° entzündet sich Holz normalerweise. Das behandelte Holz fängt zu glimmen an und bildet auf der Oberfläche eine Kohleschicht. Sowohl die Kohleschicht als auch das Holz selbst sind schlechte Wärmeleiter und so fehlten nach dieser Behandlung den getesteten 40 cm Balken gerade mal 7 cm. Die gemessene Kerntemperatur des Balkens betrug hierbei 45 °.
Wie man sieht, kann man aus unseren Wäldern mehr machen als nur rohe Bretter für den Bau oder für Möbel, mit einer cleveren Vorbehandlung kann man stand- und brandsicher bauen. Das wurde schon von einigen Baufirmen erkannt, in 2019 konnte der Bedarf an BSP nicht gedeckt werden, 1,8 Mio. m³ wurden geliefert, Tendenz steigend.
Dass man mit diesem Wertstoff, der fast die Hälfte unseres Gemeindegebietes bedeckt, noch mehr machen kann, folgt im zweiten Teil, wo es um Autos, Fahrräder und Glas geht.