von Fabian Geisel und Karl-Heinz Hanke
Am heutigen Freitag, dem 07.08.2020, haben Fabian Geisel und Karl-Heinz Hanke den Hof der Familie Kollenberg in Marienheide-Himmerkusen besucht. Während einer Hofführung wurde auch über die aktuellen landwirtschaftlichen Themen und Herausforderungen gesprochen. Dabei wurde deutlich, dass die derzeit drängendsten Sorgen vor allem der Klimawandel aber auch die überbordende Bürokratie und Auflagendichte sind. Hintergrund für den Besuch war das Interesse, mehr über die Landwirtschaft vor Ort zu erfahren und andererseits auch die Möglichkeit zu haben, persönlich über die aktuellen Herausforderungen zu sprechen.

Der Hof wird jetzt in der 3. Generation familiengeführt. Angefangen hat alles mit 30 Kühen und mittlerweile sind es 120 Milchkühe. Neben den Milchkühen gibt es auch noch Rinder und auf Wunsch der Kinder hin auch zwei Schweine. Das Hauptgeschäft sind aber die Milchkühe, die derzeit durchschnittlich 30 Liter Milch am Tag geben. Markus Kollenberg erklärte aber, dass die Milchleistung einer Kuh von verschiedenen Faktoren abhängt. Auch die hohen Temperaturen derzeit hätten einen Einfluss darauf. Ohnehin seien die letzten beiden Sommer und auch der jetztige eine sehr große Herausforderung für den Betrieb. Die Trockenheit in Kombination mit den hohen Temperaturen hat einen erheblichen Einfluss auf die Futterernte. Die Lage dieses Jahr sei sogar noch etwas schlechter als letztes Jahr. Zwar habe es vor einigen Wochen geregnet, jedoch sei der Frühling (insbesondere der April und Mai) auch sehr trocken gewesen, was die Grasernte direkt zu Beginn beeinträchtigt hat. In Summe sei die Lage nach den letzten beiden sehr schlechten Jahren durchaus ernst. Wenn die nächsten Sommer nicht anders werden und die Trockenheit anhält, wird es auch existenzbedrohend. Die Folge der Trockenheit sind nämlich deutlich höhere Kosten aufgrund des notwendigen Zukaufs von hochwertigem Futter. Zudem sei man als Landwirt auch stets darauf angewiesen, neue Investitionen zu tätigen. Die Investitionen verfolgen dabei immer stets zwei Ziele: Zum einen geht es darum, die Arbeitsbelastung zu senken und auch effektiver zu machen, sowohl personell als auch finanziell. Zum anderen sind es behördliche Auflagen, die die Landwirte dazu zwingen, Investitionen zu tätigen, um diese zu erfüllen.

Eine der größten Investitionen der letzten Jahre auf die man sehr stolz ist, zumal sie die Arbeitsbelastung zumindest ein wenig reduziert, ist der Melkautomat. Die Kühe können den ganzen Tag über selbst entscheiden, wann sie gemolken werden möchten. Im Schnitt gehe jede Kuh 2,8 Mal pro Tag zum Melkautomaten. Das klappe jetzt nach der Eingewöhnungszeit auch sehr gut, lediglich bei älteren Kühen müsse man ab und an etwas nachhelfen. Das Melkgeschirr wird dabei vollautomatisch mittels Sensoren und Ultraschall am Euter der Kuh befestigt und diese anschließend gemolken, wobei die Kuh während des Melkens mit Pelletfutter versorgt wird. Die Milch wird dann im Automat gesammelt, ehe sie in einen Milchtank kommt, wo sie bei rund 4 Grad aufbewahrt wird. Der Milchlastwagen holt die Milch alle zwei Tage ab und bringt diese dann zur Molkerei in die Eifel. Für den Landwirt bringt der Liter Milch derzeit 38 Cent. Berücksichtigt man alle laufenden Kosten (Land, Maschinen, Tierkosten, Energie, Lohn für Angestellte etc.) ergibt sich pro Liter Milch ein Verlust von rund 8 Cent. Um kostendeckend zu arbeiten, müsse man eigentlich einen Milchpreis von 45 Cent pro Liter haben, betonte Markus Kollenberg. Dieser sei zurzeit aber nicht zu erzielen.
Ein anderes Beispiel für eine anstehende Investition ist ein Güllesammelbehälter. Dieser muss aufgrund der sog. Düngeverordnung errichtet werden, nach der jeder Landwirt entsprechende Lagerkapazitäten für Gülle vorweisen muss. Zwar werde der Bau des Behälters mit 40% gefördert, jedoch seien mit dem Bau noch zusätzliche Kosten für Gutachten, Überdachung und anderen Auflagen verbunden, die die Förderung wieder auffressen würden, wodurch man letztlich doch die gesamten Kosten alleine tragen müsse. Das sei für ihn schon eine große Herausforderung, um die man aber nicht herumkommen würde.
Markus Kollenberg betont, dass er sich keinem Wandel versperren würde und auch viele Dinge richtig seien. Jedoch würde die schiere Anzahl an Auflagen und der damit größer werdende bürokratische Aufwand immer problematischer. Gerade für die Familienbetriebe, die nicht auf eine Verwaltung mit klar geregelten Arbeitsabläufen zurückgreifen könnten, wie es bei Agrarkonzernen der Fall sei, wäre das höchst problematisch. In Kombination mit dem Klimawandel, den niedrigen Preisen für Milch und Fleisch, sei das der Hauptgrund dafür, dass es immer weniger Familienbetriebe gebe. Zwar wünsche man sich sowohl politisch als auch gesellschaftlich kleine Familienbetriebe, jedoch müsse man sich fragen, ob das mit dem derzeitigen Kurs noch realistisch ist.

Die Diskussion und die Themen könnten einen ganzen Tag oder auch mehrere füllen. Wir müssen uns bewusst sein, was die Landwirtschaft wirklich für uns leistet. Zum einen sichert sie die Versorgung mit Lebensmitteln und andererseits leistet sie auch einen Dienst an der Umwelt. Uns war wichtig, mit dem Besuch zu zeigen, dass wir Interesse an der Landwirtschaft haben und ihre Leistung auch wertschätzen. Nur durch den direkten und persönlichen Kontakt kann man ein wirkliches Gefühl dafür entwickeln, was es heißt Landwirt zu sein und mit welchen Herausforderungen das verbunden ist. Wir werden auch in Zukunft ein offenes Ohr dafür haben. Zwar kann die Kommunalpolitik keine richtungsweisenden Entscheidungen treffen, was sie aber kann, ist ein Ohr dafür zu haben, wie es den Landwirten geht und mit was sie zu kämpfen haben. Der Weg in die Landes- und Bundespolitik ist für uns kurz, so dass auch immer die Möglichkeit besteht, einen Austausch zu starten und somit einen Teil dazu beizutragen, dass auch Familienbetriebe wie der von Familie Kollenberg eine Zukunft hat. Und nicht zuletzt entscheiden auch Sie mit Ihrem Einkaufsverhalten, wo das Geld landet.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Familie Kollenberg, die sich knapp 1,5 Stunden Zeit für uns genommen haben und sich und den Hof vorgestellt haben. Das ist nicht selbstverständlich, zeigt uns aber, dass es ihnen wichtig ist, die Landwirtschaft den Menschen näher zu bringen. Der Eindruck den wir gewinnen konnten war, dass sie eine vorbildliche und stets am Tierwohl orientiere Arbeit leisten. Die Liebe zu den Tieren wird auch an den 14 unterschiedlichen Rassen in ihrem Stall deutlich, die teilweise zu einer bedrohten Art gehören und sie somit mit ihrer Tierhaltung auch einen Teil zur Erhaltung der verschiedenen Rassen beitragen.