ein Beitrag von Karl-Heinz Hanke
Im letzten Artikel hatte ich ja versprochen auf weitere Einsatzgebiete von dem Rohstoff Holz zu berichten. Hier geht´s weiter mit des Deutschen liebsten Spielzeug, dem…
Praktische Beispiele
Auto: Ja richtig ein Auto aus Holz. Dieses Projekt ist nicht in einem düsteren Hinterhof entwickelt worden, sondern von einem der weltweit größten Autobauer: Toyota.

Hier ist bis auf die Antriebseinheit, einem Elektromotor mit zwei Blei-Batterien und dem Chassis praktisch alles aus Holz. Wie bereits im ersten Teil beschrieben, kann man Holz in Form und Festigkeit bringen und daraus dann eine Karosse zusammenbauen. Bei diesem Auto wurden auch keine Schrauben, Nägel oder Kleber verwendet, die knapp hundert Bretter wurden nach der traditionellen japanischen Holzbaukunst des Okuriari zusammengefügt. Hier ließen sich im Falle einer Beschädigung einzelne Bauteile herauslösen und durch neue ersetzen. Mit diesem Auto wollte Toyota auch einen Hinweis auf nachhaltigen Automobilbau geben. Hierzu haben die Ingenieure auch eine Anzeige eingebaut, die die Anzahl der Jahre ab der ersten Fahrt anzeigt. Die Anzeige ist dreiziffrig.
Zugegeben, das Auto sieht ein wenig danach aus, als ob man ein Boot auf vier Räder gestellt hätte, spielt aber keine Rolle, es ist ein Konzept, das die Industrie auch in anderen Bereichen weiterverfolgen sollte.

Fahrräder: Eigentlich ein alter Hut zumal das erste Fahrrad überhaupt aus Holz bestand. Aber mittlerweile haben diese Fahrräder auch einen festen Kundenstamm, der immer größer wird. Im Internet lassen sich diese Räder zusammenstellen und als Bausatz versenden, selbstverständlich auch als E-Bike.
Es gibt hier eine Reihe von Anbietern aus dem In-und Ausland, falls jemand Interesse hat, der Spaß beginnt ab 2.000 €. In diesem Bereich gibt es Anbieter, bei denen das gesamte Rad aus Holz besteht, andere flunkern ein wenig, indem sie in das Holz Metallrohre verbaut haben, aber das wird denn auch angegeben.
Glas: Holz besteht im Groben aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin, was dem Holz die Festigkeit gibt, es aber auch undurchsichtig macht. Anfang der neunziger Jahre hatte ein

Ingenieur aus Deutschland verschiedene Versuche durchgeführt, um das Lignin zu entfernen, was darin endete, dass eine Art Milchglas entstand. Die Versuche wurden eingestellt. In den letzten Jahren haben Forscher aus Schweden und Maryland (USA) diese Idee wieder aufgenommen und das Lignin unter Gebrauch von Wärme und Wasserstoffperoxid (H2O2, früher zum Blondieren der Haare benutzt, daher auch wasserstoffblond) praktisch vollständig entfernt. Die Holzstruktur, mikroskopisch kleine Fasern, wurde dann z. B. mit Polyethylenglykol (biologisch abbaubares Produkt, das u. a. in Zahnpasta eingesetzt wird) aufgefüllt. Das Ergebnis ist ein Glas, das schon eher unseren Vorstellungen von einem durchsichtigen Material entspricht.
Bisher sieht man nur diese etwas briefmarkengroßen Ergebnisse der Produktion, aber an diesen Teilen können die Ingenieure auch testen, ob es sich lohnt hier weiterzuentwickeln. Aufgrund der höheren Festigkeit, Bruchsicherheit, Wärmedämmung, Wärmespeicherkapazität und der nicht reflektierenden Oberfläche im Vergleich zu Glas, werden die Entwicklungen hier weitergehen.
Einsatzgebiete sieht man hier neben dem normalen Glaseinsatz auch in technischen Anwendungen wie Abdeckung von PV-Anlagen oder in der Optoelektronik. Es bleibt also spannend.
Eine Chance für Marienheide
Warum ich das hier alles erzähle? Marienheides Oberfläche besteht fast zur Hälfte aus Wäldern. Es ist daher nahe liegend, darüber nachzudenken, in der Entwicklung kommunaler gewerblichen Flächen auch gezielt über Standorte nachzudenken, die dieses Potential ausschöpfen könnten. Ich erinnere hier mal an den MjØsa-Turm mit seinen 85 m Höhe aus dem ersten Teil. Das Material hierfür kommt aus einem Umkreis von 65 km – also Regionalität pur!
Dieser Beitrag spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Fraktion wider